Aufnahme im doppelten Sinn
Am Sonntag hören wir das schöne Evangelium von Marta und Maria. Zwei gute Freundinnen von Jesus. Ihre Gastfreundschaft nimmt Jesus auf seinem Weg gerne an. Beide sind bereit Jesus ihre Zeit zu widmen.
Marta ist geschäftig und richtet alles, damit Jesus sich wohl fühlt. Ich stelle mir vor wie sie Stühle rückt, Geschirr herbei holt und sich um Essen und Trinken kümmert. An nichts soll es fehlen, wenn er da ist.
Maria setzt sich ihm sofort zu Füßen wie es ein Schüler bei seinem Rabbi zur Zeit Jesu tat. Sie will alles in sich aufnehmen, ja aufsaugen, was Jesus sagen wird, um es später (auch wie damals üblich) als gute Schülerin wieder an andere weiter zu geben. Mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit ist sie da für ihn. Vielleicht kann er ihr auch seine Sorgen und seine Erlebnisse mit anderen Menschen erzählen. Sie ist da und hört.
Doch dann passiert es: Marta ist unzufrieden mit ihrer Rolle als Aktive und Geschäftige – sie fühlt sich nicht gesehen und wertgeschätzt. Und – alle Achtung! – sie bringt es zum Ausdruck. Als Frau der damaligen Zeit war das bestimmt eine Anmaßung.
Auch Maria traut sich was: Sie schlüpft nicht in die Rolle der Dienenden (wie es üblich gewesen wäre), sondern in die Rolle der Männer/Schüler und darf zuhören. Und sie wird darin von Jesus bestätigt, wenn er sagt „Maria hat den guten Teil gewählt“. Allerdings sagt er auch nicht „den Besseren“.
Beide Frauen haben ihren Teil dazu beigetragen, Jesus bei sich aufzunehmen und beide werden gebraucht.
Herr Jesus, manchmal bin ich eine Marta und möchte doch gerne eine Maria sein. Und manchmal bin ich Maria, obwohl eine Marta gebraucht wird. Hilf mir, zur richtigen Zeit, das Gute zu wählen, damit ich dir dienen und mit dir Zeit verbringen kann. Schenke mir Gelassenheit, mit der ich den richtigen Weg ergründe. Bleibe bei mir und begleite mich, dass du wirklich bei mir ankommen kannst. Amen
Gemeindereferentin Christiane Herrmann