Du solltest ein Adler sein
Der einzige Vogel, der es wagt, einem Adler sehr nahe zu kommen, ist die Krähe. Siesetzt sich auf den Rücken des Adlers und beißt ihn in den Nacken. Der Adler reagiert jedoch nicht und kämpft auch nicht gegen die Krähe. Er verschwendet keine Zeit oder Energie mit demlästigen Störenfried.Vielmehr öffnet der Adler einfach seine Flügel und steigt höher in den Himmel. Je höher der Flug, desto schwerer kann die Krähe aufgrund von Sauerstoffmangel atmen.
Verschwende keine Zeit mehr mit Krähen! Bringe sie auf deine Höhe und sie werden verschwinden. So möchte ich einladen, in unserem christlichen Leben von dem Adler zu lernen. Was lehrt er uns?
Erstens:Der Adler zeigt uns, was im Leben am wichtigsten ist.
In klaren Worten sagt Jesus:„Halte mich nicht fest! […] Ich gehe zurück zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott!“(Joh 20:17). Nichts in einem christlichen Leben darf ein Gefängnis werden,keine Person, keinGeld, kein Besitz. Wir sollten uns entscheiden, wer oder was bei uns den ersten Platz einnimmt.
Die Berufung des Matthäus (Mt 9:9-13) zeigt beeindruckend und eindeutig, was ein christliches Leben ist. An einer Zollstation sitzt Matthäus. An diesem Ort verdient er sein Geld und verbringt dort viel Lebenszeit. Nach der Berufung gibt er seine bisherige Lebens-führung auf. Er befreit sich von Geld und Reichtum. Jetzt kann er sein Leben neu ausrichten,was sich in der Nachfolge Jesu zeigen wird, auf dem neuen Weg, den er jetzt zu gehen wagt. Matthäus hat bei Gott eine Zukunft gefunden. Natürlich ist klar, dass keiner ohne Geld lange überleben kann. Aber die wahren Schätze sind nicht im Reichtum zu finden. Geld und Reich-tum können abhängig und unfrei machen. Manchmal können wir dann nur noch uns selbst sehen. Davon sollen wir frei werden. Gott hat eine entscheidende Bedeutung in unserem Leben und darf nicht ausgeblendet werden. Gott hat immer oberste Priorität. Wir sollten sogar unser Leben für den Glauben einsetzen und schwerste Folgen auf uns nehmen.
Zweitens: Der Adler steht für Einsicht und Weisheit.
Bei seinen Flügen erwirbt der Adler viel Erfahrungswissen und kommt zu einer differenzier-ten Wahrnehmungder Realitäten der Welt von ganz oben.Jesus„suchte zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.“ (Lk 10:1) Die SendungJesu verlangt, den alten Weg zu verlassen und neue Wege zu entdecken. Nachfolge bedeutet aber, seinen Horizont zu weiten, neue Situationen und Menschen in den Blick zu nehmen, die niemanden haben, weil sie krank oder belastet sind oder am Rand der Gesellschaft stehen. So können Fremde meine Familie werden. Jesus ist besonders für diese Menschen da. Ein Adler symbolisiert den Mut, nach innen zu schauen, um neue Perspektiven und Möglichkeiten zur Veränderung zu entdecken.
Drittens:Der Adlerkann zum Symbolfür Liebe, Loyalität und Opfer werden.
Ein christliches Leben bedeutet die Nachfolge Christi. Dies ist ein Leben mit Jesus Christus in treuester Liebe zu Gott.Das Leben mit Jesus hat Folgen; es erfordert Opfer. Jesus sagt: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ (LK 14:27) Ein Christ macht sich mit Mut, Vertrauen, Liebe und Loyalität auf den Weg der Nachfolge Jesu. Das bedeutet, ein Christ erhebt sich über sich selbst, bemüht sich darum, weise Entscheidungen zu treffen, und hält in guten und schlechten Zeiten mit Christus durch. Das bedeutet, auch zur Zeit der Kreuze im Leben bleibt ein Christ Jesus nachfolgen.
Der Adler steht also für ein echtes Ziel. Auf dem Weg zu dem Ziel stößt er jedoch auf Probleme.Wie zu Beginn beschrieben, belästigen ihn die Krähen. Aber der Adler verschwendet keine Zeit mit den Krähen. Ein christliches Leben ist die Kunst, sich loszureißen und sich von dem Unwichtigen zu befreien, das die Menschen festhält. Christen strengen sich an, das Gute zu tun. Ein christliches Leben entspringt nicht einer Haltung der Resignation, sondern verleiht die Freiheit, die uns hilft, höher in den Himmel zu steigen und über die Unvollkommenheiten, Enttäuschungen und Kämpfe des Alltags hinauszusehen.
Ihr, Pater Dr. Sain Chandy Vadakkan