Lamm entlaufen
Es war die ganze Zeit zu hören, während wir fleißig Bärlauchblätter gepflückt haben, aber wir haben uns nichts dabei gedacht. Dann wurde es lauter und jämmerlicher: Määähh! Und immer wieder: Määähhhhh!
Neben uns war ein Gehege mit vielen weißen und braunen Schafen, und plötzlich sehen wir es: Ein Lamm ist ausgebüxt. Es schien seine Freiheit gar nicht zu genießen, lief aufgeregt außen am Zaun hin und her und schrie kläglich nach seiner Mama.
Lämmer sind bei uns ein sehr beliebtes Ostersymbol: sie werden gebacken, gebastelt und auch in der Kirche haben sie ihren festen Platz. Was steckt dahinter? Sie gelten schon immer als unschuldig, geduldig und wehrlos und erinnern uns so an Jesus am Kreuz, der unschuldig hingerichtet wurde.
Aber der Brauch hat noch einen viel älteren Ursprung. Er geht zurück auf die Pessach-Lämmer, die vor dem Auszug aus Ägypten von den Israeliten gegessen wurden. So erzählt es das Alte Testament. Mit dem Pessach-Fest erinnern die Juden an die Befreiung aus Ägypten. Auch Jesus hat dieses Fest kurz vor seinem Tod beim letzten Abendmahl gefeiert.
Jesus ist für uns Christen das Lamm, das Freiheit schenkt. Mit seiner Selbsthingabe aus Liebe spricht er eine vollkommen andere Sprache als die Menschen, die ruchlos den Tod anderer fordern oder billigend in Kauf nehmen. Gott spricht sein „ja“ zu diesem gewaltfreien Weg Jesu. Er lässt Jesus nicht im Tod. Er schenkt neues Leben in der Auferstehung. Das ist es, was auch uns befreit: Wir wissen dadurch, wir müssen nicht um jeden Preis triumphieren um wirkliches Leben zu finden.
Gemeindereferentin Christiane Herrmann