„Das Engelamt. Diesen anmutigen Namen hat das katholische Bayernvolk seinem lieblichen Adventsgottesdienste, dem Rorate, geschöpft. Es belebt ihm aber auch das Engelamt die düsteren Dezembernächte mit Morgenfackeln, die das Pfarrland durchziehen und, der traulichen Turmstimme folgend, das Christenvolk in die Kirchen führen. Aus jedem Hause eilt wenigstens ein Familienmitglied ins Engelamt durch Schnee und Eis, Sturm und Regenguß, Pfütze und Letten, von der Kirchhofmauer weg bis zur entferntesten Einöde in der Schlucht.“

Mit diesen Worten beschreibt der bayerische Heimatforscher Joseph Schlicht die Bedeutung der Roratemesse in Bayern um das Jahr 1875. Auch wenn heute nicht mehr jeder Haushalt vertreten sein wird, so erfreuen sich die Roratemessen nach wie vor einer großen Beliebtheit – auch in unserem Pfarrverband. Vor allem die besondere Stimmung bei Kerzenschein ist dabei prägend. Liturgisch gesehen handelt es sich bei der Roratemesse um eine Votivmesse zu Ehren der Gottesmutter, die im Advent gefeiert wird. Der Eröffnungsvers dieser Messe beginnt im Lateinischen mit dem Wort „Rorate“, zu Deutsch: „Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!“ Da traditionell das Evangelium von der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel gelesen wird, sagt man in manchen Gegenden auch „Engelamt“.
Die Roratemessen laden ein, dass wir uns gedanklich zurückversetzen in die dunkle Zeit, als das Volk Israel das Kommen eines Messias sehnsuchtsvoll erwartet hat. – Damit uns an Weihnachten das Geschenk der Menschwerdung Gottes in neuem Licht aufstrahlt.

Kaplan Sebastian Braun

„Tauet, Himmel, den Gerechten,
Wolken regnet ihn herab!“
rief das Volk in bangen Nächten,
dem Gott die Verheißung gab:
Öffne deinen Schoß, o Erde!
Spross hervor, o Heiland, werde
unser Trost, das helle Licht,
das die Finsternis durchbricht!
(Gotteslob 741)