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Haben Sie schon den Hahn krähen gehört?
Am Ende des achten Buches seiner Bekenntnisse beschreibt der heilige Augustinus sein Bekehrungserlebnis. Im Zustand seelischer Unruhe und Ungewissheit geht er in seinen Garten. Dort wird ihm allmählich sein Elend bewusst und er bricht in Tränen aus. Bitterlich weinend wirft er sich in der Zerknirschung seines Herzens unter einen Feigenbaum und spricht innerlich zu Gott. Plötzlich hört er eine Kinderstimme, die angeblich immer wieder ruft: „Nimm und lies! Nimm und lies!“ Er kehrt nach Hause zurück, schlägt die Seiten mit den Briefen des Paulus auf und liest: „Lebt nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pflegt das Fleisch nicht zur Erregung eurer Lüste“ (Röm 13, 13-14). Solche Erfahrungen wie diesen Ruf zur Bekehrung hatten auch wir in unserem Leben. Wie haben wir darauf reagiert? Hatten wir eine Motivation zur Umkehr oder eine Sehnsucht, „Denken und Handeln“ zu verändern (Bischof Gregor Maria Hanke, Hirtenwort, Februar 2023) und sich Jesus Christus anzuschließen?
Petrus, Erstberufener und einer der engsten Begleiter Jesu, erlebt eine solche Umkehrbedürftigkeit, eine Neuausrichtung auf Jesus hin: umkehren, wenn ein Mensch in eine Sackgasse geraten, wenn er einen Irrweg gegangen ist, wenn er den Weg der Wahrheit verlassen hat.
Petrus wird im Evangelium Simon genannt. Der hebräische Name „Shimon“ bedeutet: der Hörende. Um die Berufung zum Jünger Jesu im Allgemeinen möglich zu machen, ist das Hören die Grundvoraussetzung. Dem Volk Israel ist vor allem das Hören auf Gottes Wort aufgegeben: Höre Israel! (Dtn 6, 4). Hören bedeutet: Begreifen der Worte Gottes, wie Gott selbst seine Worte versteht, und Umsetzung dieser Worte in Gedanken und Taten, eine Rückbindung an die Lebenswelt und die Lebenspraxis.
Aber „Hören“ – Shimon - steht in den Evangelien ironisch im Kontrast zum Unverständnis und Scheitern des Simon Petrus, im Kontrast zu seinen Taten und seinem Denken! Für ihn sind die Worte Jesu in diesem Sinn oft Schall und Rauch. Auf Jesu Ankündigung seiner Auferstehung und seines Vorausgehens nach Galiläa reagiert Petrus mit einem selbstüberschätzenden Einwand: „Auch, wenn alle Anstoß nehmen, ich nicht.“ (Mk 14,29). Aber Jesus sagt ihm mit der Präzision zweier Zeitangaben sein totales Versagen voraus: „Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich zweimal verleugnen“ (Mk 14,30). Das ist eine Warnung an Petrus von Jesus.
Im ländlichen Lebensumfeld dient der Hahnenschrei als Weckruf. Er erinnert uns an die Zeit, an die Morgenröte. Deswegen gilt er auch als Symbol der Wachsamkeit, als Licht in der Dunkelheit. Möglicherweise steht er hier symbolisch für die Frage Jesu in Getsemani: „Simon, schläfst du?“ (Mk 14,37). In den Evangelien ist der Hahnenschrei ein Ruf zur Umkehr.
Alle Jünger sind zum Zeitpunkt seiner Krise von Jesus und seiner Botschaft abgefallen. Aber der Fall des Petrus, abgesehen von dem des Judas, ist der tiefste von allen. In Tateinheit mit Fluchen und Schwören sagt sich Petrus dreimal von Jesus los. Retten wir nicht oft mit unserer Absage an Jesus und an sein Wort unseren Kopf? Der Hahnenschrei ist für Petrus eine Mahnung, sich an sein feierliches Treueversprechen und an die Worte Jesu am Ölberg zu erinnern, und er erwacht dadurch hart aus seiner Verstrickung in die Angst um sich selbst. Die Tiefe seines Falls ist ihm in dieser Stunde, als der Hahn ein zweites Mal gekräht hat, wohl voll bewusst. Ein Hahnenschrei führt ihn zu tiefer Reue. Er weint bitterlich. Nun begreife ich die Worte Jesu: „Selig seid ihr, die ihr jetzt weint“ (Lk 6: 21).
Und heute? Ein solches Zeichen könnte ein Erdbeben in der Welt sein. Das ist ein Aufruf zur Hilfe. Eine Naturkatastrophe erinnert uns an unseren Egoismus, Eigennutz, unsere Selbstsucht usw. und kann so ein Ruf zum Teilen, zur Großzügigkeit und Humanität werden.
Auch der Schrei eines armen Kindes im Jemen oder einer anderen Nation oder der Krieg in der Ukraine können für uns eine Mahnung zur Umkehr sein. Siehe Lk 13, 3.
„Kehrt um!“ ruft Jesus uns zu. Begreift, was die Stunde geschlagen hat, und macht einen neuen Anfang! Jeder neue Tag kann zur Chance werden, die Irrungen der Dunkelheit wiedergutzumachen. Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde zur Umkehr! Jetzt!
In diesem Sinn wünsche ich Euch/Ihnen eine gesegnete österliche Bußzeit.
Euer/Ihr
Pater Dr. Sain Chandy Vadakkan CST

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