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Eine Trennung von Staat und Kirche, wie wir sie heute in manchen Ländern mehr, in anderen weniger kennen – dieser Gedanke war den Menschen zur Zeit des hl. Deocar vollkommen fremd. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches verstand sich nicht nur als rein weltlicher Herrscher. Für die Kaiser und Könige des Mittelalters war es selbstverständlich, sich auch für das geistige Wohl ihrer Untertanen zu sorgen und die Kirche zu fördern.

Vom heiligen Deocar wissen wir, dass ein besonderes Vertrauensverhältnis zum damaligen Kaiser Karl dem Großen bestanden hat. Deocar übernahm nicht nur diplomatische Aufgaben im Dienst des Kaisers, sondern soll sogar dessen Beichtvater gewesen sein.

Das vorletzte Deckenfresko im Mittelschiff der Stiftsbasilika (von Edmund Wiedemann, um 1740) zeigt eine Begegnung zwischen Abt Deocar und Kaiser Karl. Schon auf den ersten Blick ist die Freude der beiden Männer über diese Begegnung zu erkennen. Das Schreiben in der Hand des Kaisers, das er Deocar überreicht, wird wohl die Gründungsurkunde für das Kloster Herrieden darstellen. Hier wird eine Begegnung zwischen Kirche und Reich dargestellt, wie sie harmonischer nicht sein könnte. Hinter jedem der beiden Männer wächst ein Baum empor: Deocars Baum etwas dunkler, passend zu seinem schwarzen Benediktinerhabit – der Baum hinter Karl dem Großen heller, seiner Rüstung entsprechend. Beide Bäume vereinen und umschlingen sich weiter oben. Kirche und Reich sind keine zwei getrennten Bereiche, sondern sie versuchen einander zu fördern, auszuhelfen und zu unterstützen.

Eine ähnlich historische Begegnung zwischen Kirche und Politik hat es in unserem Land vor wenigen Jahren gegeben, als Papst Benedikt XVI. im September 2011 vor dem Deutschen Bundestag sprechen durfte (Text; Video). Er hat darauf hingewiesen, dass die wichtigste Aufgabe der Regierenden nicht das Streben nach Macht und Erfolg, sondern ein „hörendes Herz“ sein müsse (vgl. 1. Kön 3). Zur Zeit Kaiser Karls scheint Deocar der Mann gewesen zu sein, der sein Herz ganz offen hatte für die Stimme Gottes und dadurch seinen Mitmenschen – von einfachen Mönchen bis hin zum Kaiser – mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte.

Auch Papst Franziskus liegt die Sorge der Kirche für die Politik am Herzen. Damit die Regierenden unserer Zeit ein hörendes Herz haben können, ermahnt er uns immer wieder mit Nachdruck zum persönlichen Gebet für die Politiker (Link).

Nehmen wir den Appell unseres Heiligen Vaters ernst, um unserem Auftrag als Christen in der Welt gerecht zu werden, und beten wir besonders für unsere Regierenden. Dabei sollen wir ihnen nicht unsereeigenen Vorstellungen und Ideen aufzwingen, sondern um ein hörendes Herz beten, wie es der hl. Deocar hatte.

Ein mögliches Gebet könnte lauten:

Guter Gott, ich bin dankbar für den Frieden und die Freiheit, die wir in unserem Land seit vielen Jahrzehnten erleben dürfen. Ich bitte dich: Gib unseren Regierenden ein hörendes Herz, das deine Stimme und die Nöte der Menschen wahrnimmt, und schenke unserer Zeit auf die Fürsprache des heiligen Abtes Deocar ein gutes Miteinander von Kirche und Staat. Durch Christus, unseren Herrn.

Kaplan Sebastian Braun

 

PS: Die kleine Bronzearbeit aus Münsterschwarzach ist eine moderne Darstellung von Karl dem Großen bei seinem Beichtvater Deocar. Oft verwenden Künstler zeitgenössische Personen als Vorlage für die Gesichter. Haben Sie eine Idee, wer hier Modell gestanden haben könnte?

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