Heute am 16.4.2020 wäre nichts! In meinem Kalender steht ein kleines Bleistift-U für den eigentlich von Terminen frei gehaltenen Urlaubstag. Was würde ich heute machen, wenn alles ganz „normal“ wäre? Was würden Sie machen an einem freien sonnigen Frühlingstag in der Osteroktav?

Was wohl bleibt? Mein Blick wandelt sich: Familie und Freundschaft wird mir noch wertvoller. Die äußerliche Distanz schafft eine neue innere Nähe und Verbundenheit. Die Angst, dass mir liebe Menschen krank werden, lässt mich aufmerksamer werden für die Kostbarkeit des Lebens, das Geschenk des Schöpfers. Und die Sorge um unsere Gesellschaft zeigt mir, dass das stete Höher-Schneller-Weiter kein Modell mehr für die Zukunft sein kann. Nach Corona wird unsere Welt eine andere sein. Im Gespräch drückt es eine Frau so aus: Wir werden nicht mehr so aus dem Vollen schöpfen wie bisher. Und sie meint unser Konsumverhalten, teure Klamotten, neues Auto, Urlaubsflüge. Das wird an Wichtigkeit verlieren. Ich bedanke mich bei ihr für ihren Gedanken des „Aus dem Vollen Schöpfens“.

Bei Gott können wir immer aus dem Vollen schöpfen. Er ist die unerschöpfliche lebendige Quelle. Im Anliegenbuch, das in der Stiftsbasilika aufliegt, habe ich den Eintrag eines Kindes vom Palmsonntag fotografiert: „Heute ist ein schöner Tag, dass ich mal wieder Gott besuchen kann.“ Aus dem Satz lese ich eine Sehnsucht des Kindes heraus. Es hat schon die Erfahrung gemacht, dass nur Gott diese Sehnsucht stillen kann. Gott „besuchen“, zu ihm kommen, ihm mein Leben mitteilen, zulassen, dass er mir zur Quelle werden darf und dann daraus schöpfen, damit er meine Sehnsucht stillt – das ist ein schöner Plan für diesen und jeden Tag! Ich lass mich überraschen, was Gott heute für mich bereithält.

Ich stimme mich ein mit dem Lied „Alle meine Quellen entspringen in dir“, GL 829.

Gemeindereferentin Manuela Ludwig