Ratschen

Bald wären sie wieder zu hören gewesen: Die Ministranten, die in den Kartagen mit lauten Ratschen durch die Straßen ziehen. Egal ob in Elbersroth, Herrieden, Neunstetten oder Rauenzell: das Ratschen gibt es – wenn auch in verschiedenen Formen – in allen vier Pfarreien. Doch woher kommt der Brauch des Ratschens, der übrigens vor fünf Jahren in Österreich als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt wurde?

Seit Jahrhunderten macht uns das festliche Glockengeläut einer Kirche auf wichtige Ereignisse aufmerksam. So werden wir durch die Glocken zum Gottesdienst und dreimal täglich zum Angelusgebet („Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft…“) zusammengerufen. Innerhalb der Liturgie unterstreichen die Glocken wichtige Elemente, z.B. das Evangelium, die Wandlung oder das feierliche Te Deum („Großer Gott, wir loben dich“). In den Tagen, in denen wir des Sterbens und der Grabesruhe Jesu gedenken, passt diese Festlichkeit nicht zur Stimmung der Liturgie. Darum werden zur Wandlung und zur Sakramentsprozession nicht wie üblich die Altarglocken geläutet, sondern es wird mit Klappern zur Aufmerksamkeit gemahnt. Und damit die Christen trotz des Schweigens der Kirchenglocken das dreimalige Gebet nicht vergessen, ziehen die Ministranten mit ihren Ratschen durch die Straßen und erinnern daran. Nicht der Krach ist also der Sinn des Ratschens, sondern es ist eine Einladung zum Gebet.

Leider kann wegen der Ausgangsbeschränkung und der Ansteckungsgefahr das Ratschen der Ministranten heuer nicht in gewohnter Weise stattfinden. Daher müssen wir kreativ sein: Vielleicht kann uns im digitalen Zeitalter der Handywecker an das Gebet des Angelus, an den Hausgottesdienst oder an die Liveübertragung der Liturgie erinnern.

Das Angelusgebet finden Sie auch vorne im Gotteslob (GL 3,6). Von Ostern bis Pfingsten wird übrigens statt des Angelus das Regina Caeli („Freu dich, du Himmelskönigin“, GL 3,7) gebetet.

Ihr Kaplan Sebastian Braun

Bilder der letzten Jahre von Ministranten beim Ratschen: