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Um Kelche ranken sich viele Mythen. So soll der sagenumwobene König Artus mit seiner Tafelrunde den Abendmahlskelch Jesu Christi gesucht haben. Auch ein Jahrtausend später jagt Indiana Jones noch immer dem Heiligen Gral hinterher. Der Kelch ist ein Symbol für das heiligste, das wir Christen „besitzen“: Er steht für die Eucharistie. Im Kelch wird nicht nur während der Messfeier der Wein in das Blut Christi verwandelt, sondern größere Exemplare dienen auch zur Aufbewahrung der restlichen konsekrierten Hostien im Tabernakel: sogenannte Ziborien oder „Speiskelche“ mit passender Abdeckung. Durch die wertvolle Ausgestaltung, der jeweiligen Zeit entsprechend, bringen die Christen äußerlich ihre innere Wertschätzung für die Heilige Eucharistie zum Ausdruck. Am heutigen Hochfest Fronleichnam feiern wir Jesus Christus, der in der Eucharistie mit Leib und Blut wahrhaft unter uns gegenwärtig ist. Darum soll heute der Blick zwar nicht auf den Heiligen Gral, aber auf einen ganz besonderen Kelch unserer Pfarrei gerichtet werden:

Er ist weder auffallend groß noch besonders aufwendig verziert; er gilt als „Deocarkelch“ und wird seit vielen Jahrhunderten mit dem Herrieder Stiftspatron in Verbindung gebracht. Besonders an seinem Fest im Juni wird er in der Liturgie verwendet. Seine Herkunft und sein wirkliches Alter sind nicht geklärt. Bis vor 150 Jahren war es üblich, dass den Gläubigen am Fest des heiligen Deocar dieser Kelch an den Hals gelegt wurde. In einem damit verbundenen Segensgebet bat der Priester um Bewahrung vor Halskrankheiten – ähnlich wie wir es vom heute noch üblichen Blasiussegen kennen. Früher wurde den Gläubigen beim Deocarfest sogar gesegneter Wein aus dem Kelch zum Trinken gereicht.

Dass Deocar wirklich die Heilige Messe mit diesem Kelch gefeiert hat, muss als eher unwahrscheinlich gelten. Auch gibt es über diesen Kelch keine spannenden Blockbuster oder Hollywoodverfilmungen wie über den Heiligen Gral. Doch würde uns das im Glauben auch nicht wirklich weiterbringen. Auf jeden Fall schafft der Kelch seit Jahrhunderten in Herrieden eine gewisse Dreiecksbeziehung zwischen dem hl. Kirchenpatron, den Gläubigen und Jesus Christus. Schon Paulus ruft den Korinthern zu: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi?“ (1 Kor 10,16) Der Kelch stiftet wirklich Teilhabe und Communio – Gemeinschaft. Zuallererst in seiner Funktion als liturgisches Gerät Gemeinschaft mit Jesus Christus durch die Eucharistie. Zusätzlich hält er unsere Erinnerung und unsere Verehrung des Heiligen Deocars aufrecht. Er stiftet aber auch Gemeinschaft unter den Menschen: nicht nur in der Messfeier zwischen uns Herriedern im 21. Jahrhundert, sondern auch mit denjenigen, die schon vor uns mit demselben Kelch im Gedenken an den Heiligen Deocar die Messe gefeiert oder daraus getrunken haben.

 

Der "Kelch" oder "Becher" in der Heiligen Schrift:

  • Es soll bei dir keinen geben, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keinen, der Losorakel befragt, Wolken deutet, aus dem Becher weissagt, zaubert. (Dtn 18,10)
  • Der HERR ist mein Erbanteil, er reicht mir den Becher, du bist es, der mein Los hält. (Ps 16,5)
  • Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, übervoll ist mein Becher. (Ps 23,5)
  • Den Becher des Heils will ich erheben. Ausrufen will ich den Namen des HERRN. (Ps 116,13)
  • Schau nicht nach dem Wein, wie er rötlich schimmert, wie er funkelt im Becher: Er trinkt sich so leicht! (Spr 23,31)
  • Siehe, ich nehme dir den betäubenden Becher aus der Hand, den Kelch meines Zorns; du wirst daraus nicht weiter trinken. (Jes 51,22)
  • Nimm diesen Becher voll Zornwein aus meiner Hand und gib ihn allen Völkern zu trinken, zu denen ich dich sende! (Jer 25,15)
  • Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. (Mt 10,42)
  • Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? (Mt 20,22)
  • Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr haltet Becher und Schüsseln außen sauber, innen aber sind sie voll von Raffsucht und Gier. (Mt 23,25)
  • Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst. (Mt 26,39)
  • Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. (Lk 22,20)
  • Da sagte Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken? (Joh 18,11)
  • Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. (1 Kor 10,21)
  • Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. (1 Kor 11,27f.)

 

Kaplan Sebastian Braun

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