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Katholische Pfarrkirche St. Vitus in Neunstetten

Unsere Pfarrkirche ist dem Patron St. Vitus geweiht. 

Der sehr markanten Kirchturm mit glasierten Ziegeln, der weithin sichtbar ist, dürfte wohl auch vielen Reisenden auf der nahen Autobahn auffallen.

Die Mitte des Dorfes markiert dieser Turm seit 1483 einerseits und andererseits, wohin das Augenmerk der Bewohner gehen soll. Vom Irdischen sollen sich Augen und Sinn immer wieder erheben zum Himmlischen hin. Seit einem halben Jahrtausend hat sich an diesem Bild der Orientierung und Sammlung nichts geändert. Das Dorf bildet bei der Kirche einen Dorfplatz, Straßen münden hier. Mit einer Wehrmauer ist der Kirchhof ummantelt.

Beim Durchschreiten der Tore bekommt man das Gefühl, dass man über einen Wehrgraben gegangen ist, und einstmals waren der Zugang auch durch ein Torhaus und eine Zugbrücke gesichert.

An die 1000 Jahre mag die Wehrkirchenanlage zurückreichen. Die Scharen der heidnischen Ungarn versetzten damals die Bevölkerung gerade auf dem flachen Land in Angst und Schrecken. Da legte man im 10. Jahrhundert Turmhügelburgen im Land verstreut an, um der Bevölkerung Schutz zu geben. Herrieden als Urpfarrei mit seinem Kloster und dem nachfolgenden Chorherrenstift, wird die Seelsorge und den politischen Schutz vom Beginn des 9. Jahrhunderts geleistet haben. Aus der Zentralpfarrei sind dann nach und nach einzelne Orte als selbständige Pfarreien ausgegliedert worden. Sehr bald geschah dies mit Neunstetten, das seit 1273 eine Auflistung der Pfarrer kennt. 

Wir wissen nicht, wann eine erste Kirche gebaut wurde und wie sie aussah. Von einer romanischen Kirche, im 12. Jahrhundert anzusetzen, haben wir noch ein Portal und eingemauerte Steinreste, die 1991 erst freigelegt wurden. 
Aber man kann sich den Kirchentyp dieser frühen Zeit gut vorstellen: der wuchtige Turm einer Wehrkirche, mit schmalen Öffnungen und ein kleines Langhaus, nach Osten gerichtet. Mit dem Gesicht zur aufgehenden Sonne, ein Bild für Christus, haben die Menschen gebetet. 
Dann tritt unsere Kirche in das helle Licht der Geschichte. Der romanische Vorgängerbau wurde abgebrochen. Die Fensteröffnungen wurden vergrößert und zum Spitzbogen geformt. An die Stelle der flachen Holzdecke traten die Gewölbe mit den Steinrippen. Der Schlussstein im Gewölbe des Altarraumes zeigt die Hand Christi.
Christus ist es, der seine Hand hält über die versammelte Gemeinde und über den die Abendmahlsworte sprechenden Priester. Im 14. Jahrhundert wird die heutige Kirche begonnen. Am 10. August 1438 gibt es eine Weiheurkunde, dass die Pfarrkirche zum hl. Vitus und drei Altäre vom Weihbischof aus Eichstätt geweiht wurden. 1483 legt man den ersten Stein für den Turm, wie die Sandsteintafel an der Ostseite des Turms bis heute verkündet. 

Es ist ein flankierender Turm, einem Campanile ähnlich. In drei Quadergeschossen baut er sich auf. Darauf ist ein sich verjüngendes Achteck gesetzt und bekrönt wird er von seinem steilen Turmhelm mit farbigen Ziegeln. 

Für eine Kirche auf dem Land ein Bauwerk von Größe und Format! 

Zwei Chöre, im Osten und Westen einander gegenüber, wieder ungewöhnlich für eine Dorfkirche, waren die Altarbereiche. Die Kirche hatte also zwei liturgische Schwerpunkte. 
Besonders charakteristisch aber ist die Neigung des östlichen Altarraumes. Christus neigt sterbend sein Haupt im Erlösungstod. 
Dieses Drama der Erlösung wird in der Feier der Eucharistie gegenwärtig, wofür das späte Mittelalter ein besonderes Empfinden hatte. Das letzte Jahrhundert hat über dem Hauptaltar einen neugotischen Aufbau geschaffen, der einer Monstranz gleicht. 
Vom Altarraum aus geht man auf der linken Seite in die gotische Turmkapelle. Sie dient als Taufort mit dem achteckigen Taufstein. Die Zahl 8 ist ein Symbol für das neue Leben: Zur 7-Zahl der Schöpfung tritt die Auferstehung Christi am Sonntag, dem 1. Wochentag. 

Bemerkenswert sind die Konsolen an den Gewölberippen und das Sacrarium, ein steinerner Ausguss. Von hier aus gelangte Wasser mit dem Sakrales gereinigt wurde direkt ins Erdreich.

Zur Gemeinschaft der Beter tritt die Gemeinschaft der Heiligen. Auf deren Gegenwart verweisen die Heiligengestalten auf den Altären und Tafelbildern. Mit ihnen lebten die Menschen in einem vertrauten Verhältnis. Dem Heiligen darf man sagen, was bedrückt und freut. Ihn wird man um Hilfe bitten und um Heilung. Er wird bedacht mit Stiftungen und Schenkungen. An die 12 Apostel wird mit  den Apostel- kreuzen erinnert, die den Kirchenraum einrahmen. 

Besondere Verehrung aber wird der Gottesmutter Maria zuteil, der Königin aller Heiligen. Sie ist begleitet von ihren Eltern Joachim und Anna. Sie hält das Erlöserkind in den Armen und hält es der Welt hin. Ihre Würde wird durch die Krone, den weiten Mantel, den Mond zu ihren Füßen und von tragenden Engeln zum Ausdruck gebracht.
Ein gütiges Geschick hat die Kirche von Neunstetten in den Jahrhunderten vor der Zerstörung bewahrt. Das Dorf wurde1634 im 30-jährigen Krieg niedergebrannt und auch die Kirche beschädigt, aber sie hielt stand. Barocke Veränderungen gab es in der Zeit des Wiederaufbaus; das letzte Jahrhundert fügte seinen neugotischen Geschmack hinzu, aber im Wesentlichen blieb die Kirche des Mittelalters erhalten. 
In unseren Tagen hat die Kirche eine Sicherung und Erneuerung erfahren.
Die Kirche ist der Ort der Versammlung und Sammlung auf den Herrn hin. Wenn die Glocken zum Gottesdienst rufen strebten die vielen Generationen die uns vorausgingen, der Mitte des Dorfes zu. 
Sie verließen ihre Häuser und Arbeitsstätten und ließen alles liegen und stehen um sich dem Ewigen zuzuwenden. 

Bürger zweier Welten sind wir.

Text und Bilder: Helmut Hechler

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